BERTE FELLERMANN
VITA
Die objektive Linie – der erzählerische Raum
Ferdinand Ullrich über die Zeichnungen von Berte Fellermann
Zeichnen gilt als ein sehr subjektives Genre, das einem introvertierten Handeln Geist entspringt. Hier ist der Künstler ganz bei sich selbst. Mit bescheidenen Mitteln, Papier und Bleistift, kann er an jedem Ort seiner Passion nachgehen. Die Zeichnung steht für Klarheit des künstlerischen Gedankens. Sie ist eine Kunst, die sich aus der Linie entwickelt. Die Linie ist, wie es Henry van de Velde verstanden hat, eine Bewegungsspur, die eine unmittelbare Kraft ausdrückt. Berte Fellermann unterläuft die Konventionen der Zeichnung. Ihre Linie ist keine subjektive Spur. Sie arbeitet mit sehr feinen Tuschestiften, die eine durchgehend breite und homogene Linie erzeugen, die man kaum als Ausdruckslinie bezeichnen kann. Die Linie verändert ihren Charakter nicht, sie bleibt durchgängig „objektiv“. Die mit dem Fineliner gezogene Linie hat eine geradezu seziermesserscharfe Präzision. Sie hat etwas Aseptisches oder – wie die Künstlerin selbst sagt – etwas Seelenloses. Das wirkt sich auch auf ihr Motiv aus: die Figur. Bei aller Genauigkeit in den Maßverhältnissen geht es nicht um wiedererkennbare Porträthaftigkeit. Der Verzicht auf detaillierte Binnenstruktur, auf Volumen und Raum, bedeutet die Betonung von Gestik und Mimik. Flächig ausgefüllt sind allenfalls die Nebenbereiche, der Hintergrund, die Kleidung. Mit der Farbe wird ein Aspekt der Anmutung in das Werk gesetzt. Dabei konterkariert die aquarellhaft verwendete Farbe die kalte Präzision der Linie. Nur sehr vage unterlegt die Farbe das Motiv oder die räumlichen Details. Die begrenzende Linie wird durch die Zufälligkeit des Farbflusses überwunden. So sehr die Linie also trennt, so sehr überschreitet eine derart farbig angelegte Fläche die selbstgezogenen Grenzen innerhalb des Bildes und schafft eine lebendige Ganzheit, die aber gebrochen bleibt. So bleibt die Physiognomie einer Figur von diesem malerischen Eingriff unberührt. Im Vollzug der malerischen Harmonisierung durch Farbe und Fläche ist doch das Präzis-Objektive sinnfällig eingeschlossen wie eine sichtbare Fehlstelle – mit eigenen formalen und inhaltlichen Gesetzen. So vereinigen sich nun in den Zeichnungen Berte Fellermanns simultan beide Wahrnehmungen: das Faktische und das Emotionale. Aus einem unversöhnlichen Gegensatz – Linie und Fläche, Farbe und Schwarz-Weiß – wird ein erzählerischer Raum.
Berte Fellermann
*1982
2013/2014
Meisterschülerjahr bei Dr. Lili Fischer und Shana Moulton
2010
Akademiebrief der Freien Kunst
2006
Erasmusstipendium an der Universidad de Barcelona, E
ab 2003
Studium an der Kunstakademie Münster bei Daniele Buetti, Henk Vish, Lili Fischer und Shana Moulton
2002
Academie voor beeldende Kunst (AKI) in Enschede, NL
Ausstellungen (Auswahl)
Einzelausstellungen
2016
“Und leise, leise sich bewegt” Kunstverein Dülmen e.V.
“Entzückter noch umschlang sie mich” Kulturbahnhof Hiltrup
2010
„Und am Ende hat sie verloren.“, Examensausstellung, Kunstakademie Münster
„Ich weiß was sie nicht weiß.“ Stipendiatenausstellung, Ausstellungshalle am Hawerkamp, Münster
2008
„Vor und zurück (für immer)“, Quartier 7, Münster
Gruppenausstellungen
2019
Ingré d´ Folie, Kunstfestival, Ingré (F)
2016
KUBOSHOW Kunstmesse, Herne
” Das 2. Gesicht – Porträt heute”, Kaktus Kulturverein e.V., Burg Lüdinghausen
2012
“Finale – alles andere ist alles andere”, LWL- Landesmuseum, Münster
“394 durch 5″, Schwarzbach Galerie, Wuppertal
“Kunst in der Region”, DA Kunsthaus, Kloster Gravenhorst
“Malerei 12″, Kunstverein Gelsenkirchen e.V.
2011
“Schlaatz für Somalia”, Potsdam
“Suchen Finden Verlieren”, Kunstverein Greven
“Korrespondenz”, AkkuH, Aktuele Kunst Hengelo, NL
2010
Emscherkunst.2010 im Rahmen von Ruhr.2010
„Das Goldene Dorf“ der Kunstakademie Münster
„Loft 113“, Kunst im Bau, Offspace, Friedrich- Ebert- Str.113, Münster
Förderpreis- Ausstellung der Freunde der Kunstakademie Münster e.V., Kunsthalle Münster
„Vier von Vielen“, Kunstverein Greven
„Neue Wände“, „Das Goldene Dorf“ am Stadthafen in Münster
2009
„Exchange Situations 2009“, art link galery, Seoul, Korea
„Münsteraner Kunsteinfälle“, Westfälisches Freilichtmuseum, Detmold
2007
„Landgang“, Westfälisches Freilichtmuseum, Detmold
2006
„Porträt einer Generation in der Schwebe“ im Kukulida e.V., Dresden
Stipendien
2009
Atelierstipendium des Vereins „Erhaltet den Hawerkamp“, Münster